25. Juli 2023
Die Rolle der IP-Adresse beim Serverumzug
Fast jeder Serverumzug bringt auch einen Wechsel der IP-Adresse mit sich. Selbst wenn Sie beim gleichen Provider bleiben, lässt es sich nicht immer vermeiden, dass Sie eine neue IP-Adresse erhalten. Das kann verschiedene Gründe haben, auf die wir später genauer eingehen.
In den meisten Fällen läuft dieser Wechsel ohne größere Probleme ab. Allerdings kann es vorkommen, dass eine neu zugeteilte IP-Adresse vorbelastet ist. Wie es dazu kommt und welche Maßnahmen wir schon vor dem Umzug ergreifen, erfahren Sie in diesem Artikel.
Was ist eine IP-Adresse?
Der Begriff „IP-Adresse“ ist die Kurzform für Internet Protocol Address und beschreibt eine Netzwerkadresse, die für jedes Gerät in einem Netzwerk nur einmal vergeben werden darf. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil der Funktionsweise des Internets, da durch sie sichergestellt wird, dass alle Datenpakete richtig adressiert und zugestellt werden. Eine IP-Adresse ist das eindeutige Erkennungsmerkmal eines Computers oder Servers und definiert den Standort im Internet. Sie fungiert ähnlich wie der Absender auf einem Postpaket als Absenderadresse. Ihre Aufgabe ist es, den Empfängern mitzuteilen, von wem sie kontaktiert werden. Außerdem bietet sie dem Internet dadurch ein Konzept, um zwischen verschiedenen Computern, Routern und Webseiten zu unterscheiden.
Übrigens: Das Internetprotokoll ist ein Satz von Regeln, der das Format der Daten bestimmt, die über das Internet oder das lokale Netzwerk gesendet werden. Jedes Gerät kommuniziert über dieses Protokoll mit anderen verbundenen Geräten, indem es Informationen findet, sendet und austauscht. Dank der einheitlichen Sprache aller Computer können sie unabhängig von ihrem Standort miteinander kommunizieren. Dabei ist es egal, ob E-Mails ausgetauscht, Webseiten angesehen oder Videos gestreamt werden.
Dargestellt werden IP-Adressen durch eine relativ lange Zeichenreihe. Diese lässt sich schwer merken, sodass über das Domain Name System (DNS) eine Möglichkeit geschaffen wurde, um die Zieldomain im Internet zu finden, ohne die IP-Adresse auswendig zu kennen. Über dieses System wird der Domain die IP-Adresse zugeordnet. Das DNS fungiert als unsichtbarer Vermittler zwischen Ihrem Browser und der Website, die Sie besuchen möchten. Wenn Sie eine URL in Ihren Browser eingeben, sucht dieser mithilfe des DNS den entsprechenden Domainnamen, ruft die zugehörige IP-Adresse ab und leitet Sie automatisch zur gewünschten Website weiter. Dies geschieht vollständig ohne Ihr aktives Zutun.
Dynamische IP-Adressen
Dynamische IP-Adressen ändern sich mehr oder weniger regelmäßig. Wenn sich ein Gerät ins Internet einwählt, wird diesem eine nicht belegte IP-Adresse zugewiesen und nach dem Auswählen wieder gelöscht. Sie werden automatisch und zufällig vergeben. Einige Router erhalten standardmäßig nach 24 Stunden eine neue IP-Adresse. Das war früher der Standard, da die Provider nur über ein begrenztes Kontingent an IP-Adressen verfügten und die Zugänge zum Internet ansonsten schnell erschöpft gewesen wären.
Statische IP-Adressen
Statische IP-Adressen sind fest vergeben. Eine einmal von einem Netzwerk vergebene statische IP-Adresse bleibt immer gleich. Es sei denn, der Besitzer veranlasst eine Änderung.
Die Mehrheit der Privatpersonen benötigt normalerweise keine statische IP-Adresse. Allerdings ist eine statische IP-Adresse von entscheidender Bedeutung für Unternehmen, die auf ihren eigenen Servern hosten möchten. Durch statische IP-Adressen wird sichergestellt, dass mit ihnen verbundene Webseiten und E-Mail-Adressen eine konsistente IP-Adresse haben. Dies ist unerlässlich, um von anderen Geräten im Internet einheitlich gefunden zu werden. Da sie immer über die gleiche IP-Adresse erreichbar sind, sind sie auch eindeutig identifizierbar.
Wie werden IP-Adressen vergeben?
Die Internet Assigned Numbers Authority (IANA) ist eine Abteilung der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) und ist für die automatische Erstellung und Zuweisung der IP-Adressen zuständig. Die ICANN wurde im Jahr 1998 in den USA gegründet und ist eine Non-Profit-Organisation, die sich um die Sicherheit des Internets kümmert und sicherstellt, dass es von allen Menschen genutzt werden kann.
Die IANA kontrolliert den gesamten IP-Adressraum und vergibt Adressblöcke an Regional Internet Registries (RIR). Diese sind für die Verteilung der IP-Adressen in bestimmten Regionen zuständig. Die RIRs sind Network Information Center (NIC) mit regionaler Zuständigkeit. Es gibt insgesamt fünf RIR-Organisationen weltweit, die als Non-Profit-Organisationen agieren. Ihre Aufgabe besteht darin, die IP-Adressen im jeweiligen regionalen Bereich über die Local Internet Registries (LIR) zu verwalten.
Die fünf RIR sind:
- AfriNIC für Afrika
- APNIC für den asiatisch-pazifischen Raum
- ARIN für Nordamerika
- LACNIC für Lateinamerika und die Karibik
- Réseaux IP Européens (RIPE) für Europa, den Nahen Osten und Zentralasien
Sie vergeben die von der IANA zugeteilten Netze an lokale Vergabestellen. Zusätzlich obliegt ihnen die Pflege der Routingtabellen des Internets, die Unterstützung von Classless Interdomain Routing (CIDR), etc.
Die lokalen Vergabestellen (Local Internet Registries, LIR) geben die ihnen zugeteilten IP-Adressen an ihre Kunden weiter. In der Regel erfüllen Internet Service Provider die Funktion der LIR. Kunden können Endkunden oder weitere (Sub-)Provider sein.
Durch die automatische Vergabe der IP-Adressen kommen falsche Einstellungen durch Doppelvergabe oder Tippfehler (fast) gar nicht vor.
IP-Adressen-Wechsel beim Serverumzug
Wenn Sie den Hosting-Anbieter wechseln, geht das immer mit einem Wechsel der IP-Adresse einher. Aber selbst, wenn Sie bei Ihrem Provider bleiben, lässt sich ein Serverumzug häufig nicht ohne eine Änderung der IP-Adresse vollziehen.
Warum Sie bei einem Serverwechsel eine neue IP-Adresse bekommen
Bei einem Serverumzug kann es verschiedene Gründe geben, warum eine neue IP-Adresse zugewiesen wird:
- Netzwerkstruktur: Bei einem Serverumzug kann es sein, dass der Server in ein anderes Netzwerk oder eine andere Infrastruktur umzieht. Jedes Netzwerk hat einen eindeutigen IP-Adressbereich, und der neue Standort des Servers kann eine andere IP-Adresszuweisung erfordern.
- Providerwechsel: Ein Serverumzug kann auch mit einem Wechsel des Internet Service Providers (ISP) einhergehen. Jeder ISP hat seinen eigenen IP-Adresspool und wenn der Server zu einem anderen ISP wechselt, wird ihm normalerweise eine neue IP-Adresse zugewiesen.
- Technische Gründe: In einigen Fällen kann es technische Gründe geben, warum eine neue IP-Adresse erforderlich ist. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn der neue Server auf einer anderen Hardwareplattform läuft oder eine andere Netzwerkkonfiguration erfordert.
Es ist wichtig, anzumerken, dass nicht bei jedem Serverumzug eine neue IP-Adresse zugewiesen wird. Wenn der Server innerhalb desselben Netzwerks oder beim gleichen ISP bleibt und keine technischen Anforderungen vorliegen, kann die bestehende IP-Adresse beibehalten werden. Die Zuweisung einer neuen IP-Adresse hängt von den spezifischen Umständen und Anforderungen des Serverumzugs ab.
Warum kann eine „neue“ IP-Adresse vorbelastet sein?
Wenn Sie eine neue IP-Adresse erhalten, ist diese nicht wirklich „neu“ und ungenutzt. Wahrscheinlicher ist es, dass sie bereits zuvor im Einsatz war. Als Außenstehender gibt es im Normalfall keine Möglichkeit, herauszufinden, wer die Adresse zuvor wofür genutzt hat.
Wenn eine IP-Adresse in der Vergangenheit mit negativen Aktivitäten in Verbindung gebracht werden konnte, hat das aber auch dann noch Auswirkungen, wenn die Adresse neu vergeben wird.
- Blacklisting: Wenn ein Server, der zuvor die IP-Adresse genutzt hat, für Spam-Versand, betrügerische Aktivitäten oder andere illegale Handlungen missbraucht wurde, kann die IP-Adresse auf sogenannten Blacklists landen. Diese Blacklists werden von verschiedenen Organisationen wie Spam-Filtern, Anti-Malware-Programmen oder Firewalls verwendet, um verdächtigen Traffic zu blockieren. Wenn die IP-Adresse nach einem Umzug einem neuen Server zugewiesen wird, kann das Listing durch die vorherigen Aktivitäten weiterhin bestehen und dazu führen, dass der neue Server blockiert oder als potenziell schädlich eingestuft wird. Was Sie tun können, falls Ihre IP-Adresse auf einer Blacklist steht oder um gar nicht erst auf die schwarze Liste zu geraten, haben wir bereits in einem früheren Beitrag ausführlich beschrieben.
- Reputationsschaden: Selbst, wenn eine IP-Adresse nicht auf einer offiziellen Blacklist steht, kann sie dennoch eine schlechte Reputation haben. Wenn beispielsweise der vorherige Inhaber der IP-Adresse eine Website mit minderwertigem Inhalt oder schädlichen Downloads betrieben hat, können Suchmaschinen oder Sicherheitsdienste dies erkannt haben und die IP-Adresse als potenzielles Risiko einstufen. Dies kann dazu führen, dass die IP-Adresse in den Suchergebnissen herabgestuft wird oder von Sicherheitssoftware blockiert wird, was den Verkehr zum neuen Server negativ beeinflusst.
- DNS-Verzögerungen: Nach einem Serverumzug kann es einige Zeit dauern, bis die DNS-Einträge für die IP-Adresse aktualisiert werden. Während dieser Übergangsphase können Anfragen für die alte IP-Adresse weiterhin eingehen und zu Verzögerungen oder Fehlermeldungen führen. Dies kann den Eindruck erwecken, dass die IP-Adresse "belastet" ist, obwohl das Problem nur vorübergehend ist, bis die DNS-Aktualisierung vollständig abgeschlossen ist.
Die Belastung einer IP-Adresse ist in der Regel nicht dauerhaft. Mit der Zeit und durch die Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen, die Vermeidung von Spam oder anderen schädlichen Aktivitäten und den Aufbau einer positiven Reputation kann sich die Situation verbessern.
Welche Maßnahmen ergreift Timme Hosting?
Wichtig: Wir haben keinen Einfluss auf Ihre neue IP-Adresse, da diese automatisch vergeben wird. Aber es liegt uns am Herzen, dass Sie möglichst ohne Einschränkungen arbeiten können. Daher bemühen wir uns darum, Ihnen einen reibungslosen Serverumzug zu ermöglichen.
Aus diesem Grund stimmen wir mit Ihnen gemeinsam den Serverumzug ab und führen ihn anschließend durch. Vor jedem Serverumzug mit DNS-Anpassung oder Domain-Umzug führen wir in der Regel einen Testumzug durch. Dieser soll möglicherweise auftretende Fehler vor dem finalen Umzug identifizieren, sodass wir diese beheben können.
Rechtzeitig bevor der Umzug beginnt, teilen wir Ihnen bereits Ihre neue IP-Adresse mit. Sollten Sie auf Ihrem alten Server zusätzliche IP-Adressen im Einsatz haben und diese auch weiterhin nutzen wollen, kümmern wir uns darum, dass pünktlich zum Umzug entsprechende Failover-Adressen zur Verfügung stehen.
Sobald uns die neue IP-Adresse bekannt ist, überprüfen wir, ob diese auf den gängigsten Blacklists aufgeführt ist. Sollte das der Fall sein, beantragen wir ein Delisting.
Bei einem Wechsel muss der Eintrag der IP-Adresse im DNS geändert werden, damit die Webseite weiterhin auffindbar ist. Bei Domains, die bei uns registriert sind, übernehmen wir diese Umstellung im Verlauf des Umzugs. Falls Sie Domains verwenden, die nicht von uns verwaltet werden, sind Sie eigenständig dafür verantwortlich, die IP-Adressen bei Ihrem aktuellen Anbieter zu ändern. Wenn Sie hierbei Fragen haben, empfehlen wir Ihnen, sich direkt an Ihren aktuellen Anbieter zu wenden. Vor dem Umzug (etwa einige Stunden bis wenige Tage vorher) kann es empfehlenswert sein, die TTL (Time-to-Live) für alle Domains zu reduzieren. Dadurch wird bewirkt, dass die neue IP-Adresse schneller an alle Internetprovider und deren DNS-Server verteilt wird.
Es ist möglich, dass Sie trotzdem auch nach dem Ablauf von 24 Stunden noch Einschränkungen beim Versand von E-Mails feststellen. Wenn das der Fall ist, wenden Sie sich an unseren technischen Support support@timmehosting.de.